„Wer bin ich – und woher weiß ich das eigentlich?“
Begegnungsräume und Reflektierende Positionen
Eine Einladung zu einem Experiment
Wir Menschen sind soziale Wesen und das, was uns ausmacht, ist immer irgendwie mit anderen Menschen verbunden – ohne einen anderen kann es auch kein „Ich“ geben. Wir brauchen also für die Frage nach der eigenen Identität immer und im- mer wieder Begegnungsräume mit anderen – und in jeder Begegnung entsteht die Chance für etwas Neues. Denn, wann immer sich zwei (oder mehr) Menschen treffen, beginnt ein Spiel der Perspektiven: Wie erlebe ich mein Gegenüber (und umgekehrt)? Und wie erlebe ich mich selbst in der Begegnung mit diesem anderen, wie sehe ich ihn/sie, wie sieht er/sie mich? Wechselseitig balancieren wir in einem reflexiven Prozess Erwartungen und Erwartungs-Erwartungen und lernen den jeweils anderen und uns selbst besser kennen.
Vor fast 100 Jahren drückte G.H. Mead, der Begründer des symbolischen Interaktio- nismus dies (ein bisschen komplizierter) so aus: „Es kann keine scharfe Trennungslinie zwischen unserer eigenen Identität und der Identität anderer Menschen gezogen werden, da unsere eigene Identität nur soweit existiert und in unsere Erfahrung eintritt, wie die Identitäten anderer Menschen existieren und als solche ebenfalls in unsere Erfahrung eintreten. Der Einzelne hat eine Identität nur in Bezug zu den Iden- titäten anderer Mitglieder seiner gesellschaftlichen Gruppe“ (George Herbert Mead in: Geist, Identität und Gesellschaft, Frankfurt 1980, S. 206, Original: Mind, Self and Society, 1934 posthum veröffentlicht).
Klingt Ihnen das (zu) geschraubt? Dann lassen Sie sich einfach zu einer interessanten kleinen Übung einladen, zu einer Art „Perspektivenwerkstatt“, in der es möglich wird, im Begegnungsraum Neues entstehen zu lassen.
Referierende
Arist von Schlippe (1951), Univ.-Prof. Dr. phil. habil., Dipl.-Psych., Lehrtherapeut, lehrender Coach und Supervisor für systemische Therapie/Familientherapie und Beratung (SG, Berlin). Seit 2005 als Inhaber des Lehrstuhls „Führung und Dynamik von Familienunternehmen” am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) an der Universität Witten/Herdecke tätig (seit 2017 in Teilzeit).