A11
Fremdkörper oder Teil
eines Ganzen?
Von Schwiegerkindern und Ehepartnern in der
Unternehmerfamiliendynamik
Komplexität ist schlecht. Dies scheint in vielen Unternehmerfamilien eine (oft unbewusste) Überzeugung. Deshalb werden häufig formale oder informelle Regelungen befolgt, die dabei helfen sollen, Komplexität zu reduzieren: es werden Stämme installiert, Lebenspartner ausgeschlossen, Vererbung auf einen einzigen Nachfolger propagiert etc. Dies alles dient dem Bemühen, das sowieso schon verwirrend vielfältige Leben als Unternehmerfamilie in einer hektischen und höchst komplexen Welt zu vereinfachen und möglichst wenige Parameter im Spiel der Kräfte berücksichtigen zu müssen und verstehbare Kausalzusammenhänge zu erzeugen. Doch Unternehmerfamilien und Familienunternehmen sind nie triviale Systeme, sondern bleiben immer komplexe – trotz und auch bei jeder scheinbaren Komplexitätsreduktion.
In diesem Workshop soll am Beispiel des Umgangs mit Schwiegerfamilien reflektiert werden, inwiefern man Komplexität tatsächlich oder nur scheinbar reduziert, wenn man die angeheirateten Mitglieder aus Unternehmerfamilien ausschließt. Gisela Neuhaus-Galladé erzählt von ihrem eigenen diesbezüglichen Erleben in ihrer Unternehmerfamilie.
Ziel des Workshops ist es, zu erkennen, dass vorhandene Komplexität erstens immer vorhanden bleibt, auch wenn man sie negiert, und dass man zweitens mit ihr besser umgehen kann, wenn man sie als gegeben anerkennt und nicht verdrängt, und dass drittens Vielfalt in Wissen, Haltungen und Überzeugungen bei einem souveränen Umgang mit Komplexität hilft. So werden Schwiegerkinder nicht zu Störfaktoren und Komplexitätstreibern, sondern zur Ressource im Bewältigen von nicht-trivialen unternehmerischen Aufgaben und Herausforderungen.
Referierende
Gisela Neuhaus-Galladé, gebürtig aus Freiburg im Breisgau, ist nach einer Lehre als Verlagskauffrau in München, einem Studium zur Dipl.-Kommunikationswirtin und verschiedenen Stationen als Anzeigenverkaufsleiterin nach Nordrhein-Westfalen gekommen. Seit 1994 ist sie mit Wilfried Neuhaus-Galladé verheiratet und Mutter der 8. Generation des Familienunternehmens J.D.Neuhaus GmbH & Co.KG.
Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert ist seit 2006 Geschäftsführerin der EQUA-Stiftung. Nach dem Studium der Literaturwissenschaften und weiteren fünf Jahren in Forschung und Lehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) in diesem Bereich arbeitete sie 13 Jahre lang auf verschiedenen Positionen in einem traditionsreichen Familienunternehmen des Maschinenbaus und gehörte dort zuletzt der Geschäftsführung an.
Sie ist in ihrer Funktion als EQUA-Geschäftsführerin heute als Dozentin an verschiedenen Universitäten und unabhängigen Institutionen tätig und hat zahlreiche Aufsätze und Bücher zum Thema Familienunternehmen und Unternehmerfamilie bzw. passive Gesellschafter von Familienunternehmen veröffentlicht. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für Mitglieder von Unternehmerfamilien und moderiert Umbruchs- und Veränderungsprozesse in Gesellschafterkreisen.